Autor: Hartmut Geißler
Nach: Saalwächter, Die Namen von Frei-Weinheim am Rhein, 1962 (= BIG 13)
und Henn, Aus der Frei-Weinheimer Schulgeschichte, in: Frei-Weinheim und seine Schulen. Festschrift anläßlich der Einweihung des Neubaus am 4. Oktober 1977
Außerdem unter Zuhilfenahme von Archivbeständen des städtischen Archivs unter Rep. III und IV 227 (Schröder, Chronik der Berufsschule)
Seit dem 18. bzw. 17. Jahrhundert sind in Frei-Weinheim zwei konfessionsgebundene Schulen bekannt, beide bei Saalwächter, S. 82 ff.
- eine katholische (erstmals 1736 erwähnt)
- und eine reformierte (erstmals 1649 erwähnt)
Mit der Stelle des katholischen Lehrers waren die Ämter des Organisten und Glöckners der katholischen Kirche verbunden. Trotzdem brauchten auch diese Lehrer Einnahmen aus eigener Landwirtschaft, die man den Sommer über betrieb, während die Schüler bis 1818 nur im Winter unterrichtet wurden.
Den Standort dieser ersten katholischen Schule konnte Saalwächter nicht ermitteln.
Die reformierte Schule stand an der Ecke Schubertstraße/Kirchstraße, wurde bis zum Neubau einer Gemeindeschule im Jahre 1877 benutzt und dann verkauft. Die finanzielle Lage der Lehrer an dieser reformierten Schule sah noch viel schlechter aus als die der katholischen Kollegen, weil die reformierte Gemeinde von Frei-Weinheim aus nur wenigen Mitgliedern bestand und weder Orgel noch Glocken besaß, durch deren Dienst Lehrer normalerweise Nebeneinnahmen hatten.
Zum Bericht über die Elendssituation eines ihrer Lehrer aus dem Jahre 1728.
In der Zeit der französischen Herrschaft bis 1813 fielen auch noch die vorher gezahlten Zuschüsse aus einem Kurpfälzer Schulfonds weg, so dass eine Aufstellung über die Einnahmen der Frei-Weinheimer Lehrer aller Konfessionen aus dem Jahre 1806 (Rep. III 544) zu folgenden lakonischen Feststellungen kam:
1. Gehören die Grundstücke der Gemeinde oder sind sie eine Ausstattung der Schule? - Antwort: Es sind keine Grundstücke bey der Schule.
2. In was bestehen die Einkünfte in Natur? - Antwort: in Nichts!
3. Wo kommen sie her? - Antwort: Die Einkünften oder besser zu sagen, die Besoldung zur Schule, kam her von der ehemaligen Administration von Heidelberg.
4. Wo kommen die Einkünfte an Geld her? - Antwort: Die kamen ebenfalls von benannter Churpfälzischen Administration her.
Es sah also in der französischen Zeit zuerst sehr schlecht aus mit der Bezahlung und entsprechend dem Unterricht in Frei-Weinheim.
Im Jahre 1829 wurden die beiden konfessionellen Schulen aus finanziellen Gründen zu einer konfessionsübergreifenden Gemeindeschule zusammengelegt; nach heftigen Auseinandersetzungen wurde diese 1867 jedoch wieder in zwei Konfessionsschulen getrennt. Nach dem neuen hessischen Schulgesetz von 1874 entstand erneut eine Gemeindeschule.
Die heutige Grundschule in Frei-Weinheim ging nach Henn 1970 aus der Zusammenlegung dieser konfessionsübergreifenden Gemeindeschule und einer katholischen Konfessionsschule hervor, die als selbstständige Schule nach dem Zweiten Weltkrieg wieder gegründet worden war. Der ursprünglich eingeschossige Bau aus dem Jahre 1877 in der Rheinstraße auf dem Gelände des heutigen Bürgerhauses genügte der nach 1945 rasch anwachsenden Bevölkerung Frei-Weinheims nicht mehr, so dass trotz verschiedener Aus- und Anbauten ein Neubau unumgänglich wurde. 1977 wurde er an einem neuen Standort bezugsfertig, die heutige Brüder-Grimm-Schule, eine dreizügige Grund-, Schwerpunkt- und Ganztagsschule mit Inklusionskonzept.
Außerdem gibt es seit 1981 in der Talstraße eine Förderschule, die Albert-Schweitzer-Schule.
Gs, erstmals: 29.04.14; Stand: 02.05.21