auch "Häuser Hof", ehemals ein Kloster, im 12. Jh. "Husen" und später "Ingelheimerhausen" genannt
Autor und Fotos: Hartmut Geißler
nach Emmerling (BIG 17, Aufsätze ..., S. 88-90)
Denkmaltopographie und Schicke/Schönherr
Seit der französischen Verwaltungsneuordnung 1798 war der Hof Bestandteil der Gemarkung Nieder-Ingelheim; hier in einer Karte von ca. 1930 rot umrandet. Nördlich davon liegt Wackernheim, westlich Ober-Ingelheim, nordwestlich Nieder-Ingelheim. Heute grenzt im Osten das Gelände der US-amerikanischen Basis an.
Der heutige Bio-Bauernhof liegt an der Stelle eines alten Klosters, das vielleicht von Barbarossa gestiftet wurde und von dem man weiß, dass 1190 Werner II. von Bolanden die Vogtei darüber innehatte.
Es lag an der Kreuzung zweier Wege durch die sog. "Königsheide", den Königswald, der sich von Heidesheim bis nach Olm hinzog.
Schicke/Schönherr geben Berechnungen von Sigrid Kemler, 1992, wieder, nach denen vom Besitz dieses Klosters, zu dem auch der Windhäuser Hof bei Elsheim gehörte, ca. 37 Personen zu ernähren gewesen seien, etwa 15 Nonnen, 12 Arbeitskräfte, 3 administrativ Tätige und vielleicht 3 sonstige Personen (Kranke, Bettler).
Im 13. Jh. gehörte es den Augustinerinnen, die 1364 in große Finanznot gerieten, sodass sie allen ihren Besitz in Nieder-Ingeheim und Windhausen verkaufen mussten. Am Ende des 14. Jh. gehörte es den Mainzer Karmeliterinnen, die das Klostergut zuerst verpachteten und 1538 dem kurpfälzischen Kammermeister Damm und seinem Bruder Kaspar Knebel von Katzenelnbogen für 2000 Gulden verkauften.
Einhundert Jahre später gelangte der Hof als pfälzisches Lehen an die von Rodenstein. In der Mitte des 17. Jh. erwarb das Gut Hans Joachim Kamptz von Godau. Aus dem Besitz dieser Familie erbte es 1670 die Familie von Haxthausen.
Ein Grabstein des 1733 verstorbenen Rabanus Baron von Haxthausen, "Kaiserlicher & Kurpfälzischer Generalfeldmarschall", befindet sich - leider ziemlich verwittert - auf dem Kirchhof neben der katholischen Kirche St. Johannes Evangelist in Großwinternheim, als deren "bedeutender Wohltäter" er dort gerühmt wird.
In der französischen Zeit wurde es enteignet und an andere Besitzer versteigert.
Das Gelände des Hofgutes wurde der Nieder-Ingelheimer Gemarkung zugewiesen.
Von den eigentlichen Klostergebäuden ist nur noch wenig erhalten, nämlich geringe Bruchsteinreste einer vermutlich den Elftausend Jungfrauen geweihten Klosterkirche (aus dem 11. Jh. ?) in der heutigen Bruchsteinscheune und dem angrenzenden Stall, denn die Ruinen waren schon seit dem 18. Jh. immer wieder als Steinbruch benutzt worden.
Rekonstruktionsvermutungen ergeben sich aus den Grabungsergebnissen von Christian Rauch 1910, der auch in der Kaiserpfalz gegraben hat.
Die zwei Bruchsteinpfeiler des heutigen Hoftores datierte Emmerling in die Zeit um 1770:
Im Garten rechts neben dieser Einfahrt steht ein dort gefundene Hinkelstein.
Bemerkenswert ist auch noch ein gut erhaltener Brunnen, der 45 Meter tief ist, davon 10 m gemauert und 35 m in den Fels gehauen (Emmerling, BIG 17).
Gs, erstmals: 18.06.07; Stand: 29.03.23