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Die Familie von Opel


Autorin: Margarete Köhler (2000)
Überarbeitet und ergänzt von Hartmut Geißler


Zur Familiengeschichte

Heinrich Opel, der 1873 geborene dritte Sohn des Rüsselsheimer Firmengründers Adam Opel, verfügte über geniale kaufmännische und unternehmerische Fähigkeiten. Nach dem Tode seines Vaters leitete er mit seinen Brüdern das Rüsselsheimer Werk. Dort erbaute er inmitten des Firmengeländes für sich und seine Familie das "Haus Heinrich", in dem er mit seiner Frau Emmy, geb. Weber, repräsentierte und wohnte.

Es war das Zuhause für seine Kinder Heinz, geb. 1899, Margrit, geb. 1902 und Irmgard, geb. 1907, sowie für viele andere Kinder der Großfamilie. Heinrich, der als sehr temperamentvoll und urwüchsig beschrieben wird, hatte vielseitige Interessen. Als Freund naturverbundenen Lebens suchte und fand er im Jahre 1900 mit dem Westerhaus den idealen Sommersitz, der bald zu seinem Lieblingsaufenthalt wurde.

Einige Jahre später errichtete er in dessen unmittelbarer Nähe zusätzlich ein Gestüt und begann, sich als Züchter zu betätigen. Die Gebrüder Opel spielten mittlerweile im Wirtschaftsleben Hessens eine so bedeutende Rolle, dass der Großherzog Ernst Ludwig die Herren Wilhelm und Heinrich Opel mit Urkunde vom 13. März 1917 in den erblichen Adelsstand erhob.

Am 7. März 1922 kam Heinrichs Sohn Heinz, auf den sie so große Hoffnungen gesetzt hatten, bei einem Bergunfall ums Leben.

Sechs Jahre später, am 25. Mai 1928, verstarb überraschend Heinrich von Opel selbst mit knapp 55 Jahren, vermutlich an den Folgen eines Kriegsleidens. Bestürzt vermerkte die örtliche Presse, dass die Gemeinde Ober-Ingelheim einen verständnisvollen Mitbürger und Förderer örtlicher Angelegenheiten verloren habe. Seine Frau Emmy folgte ihm noch im selben Jahr nach.

Nun fielen der erst einundzwanzigjährigen Tochter Irmgard Aufgaben zu, denen sie sich mutig und erfolgreich stellte. Ihr Sohn Dr. jur. Heinz von Opel bewirtschaftete das Hofgut Westerhaus mit dem Gestüt bis zu seinem Tode am 18. Januar 2006.

Die Nachrufe auf ihn lassen erkennen, dass sein großes wirtschaftliches, kulturelles und sportliches Engagement das Gesicht der Region prägen half und tiefe Spuren hinterlassen hat.

Nun führt seine älteste Tochter Aline, verheiratete Rodde, das Gestüt und den landwirtschaftlichen Betrieb, während ihre jüngere Schwester Ivonne, verheiratete Gräfin von Schönburg-Glauchau, das Weingut des Hofgutes bewirtschaftet.


Georg von Opel
* 1912 Frankfurt am Main … † 1971 Bad Soden

Georg von Opel war der Sohn von Karl, dem ältesten der fünf Opel-Brüder. Bereits mit 15 Jahren wurde er Vollwaise und war oft zu Gast im Hause seines Onkels Heinrich, das ihm zur zweiten Heimat wurde. Die Liste der von ihm in nur 59 Lebensjahren vollbrachten sportlichen, unternehmerischen und sonstigen Höchstleistungen ist atemberaubend lang. Offenbar muss er mit phänomenaler Energie, Ausdauer und Zielstrebigkeit begabt gewesen sein.

Im Jahre 1929 verkauften die Gebrüder Opel ihr Werk an die General Motors Corporation. Diese Transaktion beendete zwar einerseits die bis dahin eingeschlagene berufliche Laufbahn des Siebzehnjährigen, verschaffte ihm jedoch andererseits in jugendlichem Alter ein Millionenvermögen. Er nahm die Herausforderung des Schicksals an und wurde zum erfolgreichen Unternehmer.

Daneben fand er erstaunlicherweise noch Zeit für seine anderen Leidenschaften: Sport, Jagd, Tiere und fremde Länder. Mit über 100 Rudersiegen im Seniorenrudern ist er in die Sportgeschichte eingegangen. In Deutschen Meisterschaften war er mehrmals im Einer, Doppelzweier, Vierer und Achter erfolgreich.

Im Jahre 1939 heiratete Georg seien Cousine Irmgard von Opel. Ihre gemeinsamen in diesen Jahren durchgeführten Expeditionsreisen durch Afrika und die Rocky Mountains haben sie durch eindrucksvolle Foto-Serien dokumentiert, die später als Bildbände herausgegeben worden sind.

Dem Paar wurden 1941 und 1943 die Söhne Carlo und Heinz geboren. Die Ehe wurde 1957 geschieden.

Bewegt und ereignisreich verliefen auch die folgenden Kriegs- und Nachkriegsjahre des Georg von Opel. Firmengründungen, Reisen und Rekorde wechselten miteinander ab. Aus einer zweiten Ehe mit Sigrid Haidert wurden ihm 1966 und 1968 die jüngeren Söhne Georg und Gregor geboren. Der erste Herzinfarkt im Jahre 1966 konnte Georg von Opel nicht zu einer nachhaltigen Änderung seines Lebensstils veranlassen.

Als er am 14. August 1971 am Steuer seines Wagens zusammenbrach und eine Stunde später im Krankenhaus von Bad Soden verstarb, titelte die Zeitung "Die Welt": "Auf den Rennstrecken des Lebens immer eine Bootslänge voraus".


Irmgard von Opel * 1907 Rüsselsheim … † 1986 Ingelheim

Irmgard von Opel muss nach den Berichten ihrer Freunde und Angehörigen eine beeindruckende, dynamische Persönlichkeit gewesen sein. Von Hause aus brachte sie alle Opelschen Eigenschaften mit, die Voraussetzung für sportlichen, geschäftlichen und gesellschaftlichen Erfolg sind. Ihre älteste Tochter aus der Ehe mit Karl Georg Külb wurde 1927 geboren. Als 1928 ihre Eltern starben und 1929 das Rüsselsheimer Werk an die General Motors Corporation verkauft wurde, fiel ihr in noch sehr jungen Jahren die Verantwortung für ein beträchtliches Vermögen zu.

Das Hofgut Westerhaus mit Gestüt, das Hofgut Petersau und die Nackenheimer Kapselfabriken gehörten u. a. zu dem Wirtschaftskomplex, den sie sich im Laufe der Jahre aufbauen bzw. erhalten konnte.

Ingelheim verdankt ihrem Betreiben den 1938 durchgeführten Ausbau der Westerhausstraße durch die Stadt und vier Wohnhäuser, die der Stadt übereignet wurden.

Internationale Bekanntheit erlangte Irmgard in den Dreißigerjahren als erfolgreiche Springreiterin mit ihren legendären Pferden Nanuk und Arnim. Von ihrem Vater gefördert, war das Reiten von Kindheit an ihre Passion. Als sie 1937 ihre Karriere beendete, war es ihr gelungen, mit zahlreichen Siegen in eine Männerdomäne einzudringen.

Ihr Name ist auch eng mit der Mainzer Fastnacht verknüpft. Die Mainzer Prinzengarde gab sich 1938 die Ehre, die berühmte Springreiterin zu ihrer Kommandeuse zu bestimmen.

Zusammen mit Georg von Opel, den sie am 28.4.1939 in zweiter Ehe heiratete, durchreiste sie 1938 Ägypten und den Sudan sowie 1939 die Rocky Mountains. In den Jahren 1941 und 1943 wurden dem Paar die Söhne Carlo und Heinz geboren.

Dass sie den amerikanischen Truppen bei deren Besetzung Ingelheims am 20. März 1945 entgegen gegangen sei, verweist ihr Sohn Carlo von Opel in das Reich der Legende. Er berichtet aus den Äußerungen von Zeitzeugen, dass die Amerikaner ziemlich lautlos, ohne Panzer, erschienen seien und eine Evakuierung aller Hofbewohner in das benachbarte Gestüt für ca. 24 Stunden angeordnet hätten. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihr Leben in andere Bahnen gelenkt, und andere Aufgaben mussten bewältigt werden. Mit 79 Jahren ist sie in der zu Westerhaus gehörenden Opelmühle, wo sie seit 1978 wohnte, verstorben.

Bis zu ihrem Lebensende galt ihre besondere Vorliebe den Pferden und dem Pferdesport. Die Familie von Opel unterstützte mehrfach mit größeren Spenden den Ober-Ingelheimer Sportverein (TUS 1848) und die Restaurierung der Burgkirche.

Der Historische Verein dankt Herrn Carlo von Opel für seine ergänzenden und berichtigenden Hinweise seiner Briefe vom 25.03.09 und 12.06.09.

Literatur

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Gs, erstmals: 08.06.09; Stand: 21.12.20