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Albertus Gerrit de Roock


* 1787 Zaltbommel (Holland) † 1867 Nieder-Ingelheim

Erstautorin: Margarete Köhler (2000)
überarbeitet von Hartmut Geißler (ab 2009)
und 2019 erweitert durch die Einbeziehung der Arbeit von Dr. Nicole Nieraad-Schalke


Als der gebürtige Niederländer Albert Gerhard de Roock (sein niederländischer Name auf dem Ingelheimer Grabmal: Albertus Gerrit) beschloss, sich mit seiner Frau Theodora Sophia Frederica, geb. Knibbe, in Ingelheim am romantischen Rhein niederzulassen, war der Vierundfünfzigjährige bereits sehr welterfahren.

Als junger Mann war er als Freibeuter mit britischem Kaperbrief am Seekrieg gegen spanische Schiffe beteiligt und hatte - seit 1811 auf Java - als Schiffseigner mehrerer Schiffe der Provinz Surabaya/Java Geld verdient. Dank seines unternehmerischen Geschicks und der Gunst der kolonialpolitischen Verhältnisse stieg er Mitte der Zwanziger Jahre in die Zuckerproduktion ein und erwarb mit der großen Zuckerfabrik "Padjarakan" (100 km östlich von Surabaya, bei Probolinggo, an der Nordostküste von Java) ein Riesenvermögen. Die Zuckerrohrplantage entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zur zweitgrößten auf Java und existiert - als Staatsbesitz - bis heute.

1839 kehrte das Ehepaar mit ihrem einzigen Kind, der Tochter Friederike, nach Europa zurück. Um die Zuckerfabrik kümmerte sich Herr de Roock jedoch weiterhin, seit 1848 auch durch den Einsatz modernster Dampfmaschinen. Aber man gönnte sich als abwesender Eigentümer einen sorglosen Lebensabend in Ingelheim, über zwei Jahrzehnte lang.

Denn als hier 1841 das große Reynier'sche Anwesen (nordwestlich des Ingelheimer Saales) zum Verkauf stand, erwarben sie die dortige Villa aus napoleonischer Zeit zusammen mit einem Park, bauten sie um und nannten sie nach ihrer Zuckerplantage "Villa Padjarakan".

Die de Roocks waren um freundlichen Kontakt zur Ingelheimer Bevölkerung bemüht und stifteten in der neuen Heimat durch wohltätige Schenkungen so viel Segen, dass man Herrn de Roock am Tag seiner Goldenen Hochzeit, dem 8. August 1863, zum (ersten) Ehrenbürger von Nieder-Ingelheim ernannte.

"Sie fördern lokale Vereine, öffentliche Einrichtungen und Kirchengemeinden, stiften z. B. der evangelischen Saalkirche 1853 die Dreymann-Orgel..." Im Namen des Großherzogs von Hessen-Darmstadt wurde ihm außerdem das Ritterkreuz Erster Klasse Philipps des Großmütigen überreicht. Das Ereignis gestaltete sich zu einem Festtag für ganz Nieder-Ingelheim. "Anlässlich dieses Jubiläums richtete er (Albert) eine Stiftung für "brave arme" Brautpaare ein, die wie er am 8. August kirchlich heirateten." (Nieraad-Schalke S. 248)

Der weitläufige Park, der ihre Villa umgab(heute Emmerling'scherPark), war für jedermann zugänglich und konnte wie eine öffentliche Anlage genutzt werden.

 

 

 

 

 

 

 

Als de Roock am 22. August 1867 verstarb, erhielt er ein ehrenvolles Begräbnis auf dem Nieder-Ingelheimer Friedhof.

Sein Grabmal ist zusammen mit der Grabplatte seiner Frau dort noch auf dem Familiengrab der Familie Emmerling, der Nachfahren von de Roocks,zu sehen.

Die Bevölkerung zeigte durch ihre große Anteilnahme, wie sehr sie das soziale Engagement ihres Ehrenbürgers zu würdigen wusste.

Nach ihm wurde eine Seitenstraße der Turnierstraße in Nieder-Ingelheim benannt.

 

Literatur


Gs, erstmals: 09.06.09; Stand: 20.12.20